MICHAEL LÖSEL · Wort, Spiel und Musik
Responsives Bild
Musenküsse

Vernissage am 19.03.19 im „Kater Murr“ mit Susanne Rudloff
und Holger Trautmann (Fotos: Axel Görlach)





Videos der Aufführung im RaumBlau: Roland Merbig



Musenküsse (diesmal im KaKuZe)

Michael Lösel, Literat und kreativer Kopf der Museumstruppe „Poetisches Theater“, die seit ihrem Bestehen die Nürnberger Musentempel zu einem unterhaltenden Ort der Bildung schaffenden Begegnung macht, öffnet sein privates Skizzenbuch. Zusammen mit den Darsteller/innen des „Poetischen Theaters“ Susanne Rudloff und Holger Trautmann wird während der Performance „Musenküsse“ der ansonsten verborgene Prozess der Ausstellungshängung für das Publikum sicht- und erlebbar – Text und Bild werden in assoziativer Kette miteinander verwoben.

Nicht erst seit Goethe und Schiller, über Saint -Exupéry, Apollinaire, Hesse und Grass haben Literaten auch zu Zeichenstift und Pinsel gegriffen. Selbst Udo Lindenberg ließ es sich nicht nehmen, Alkoholika zu amüsanten Bildchen zu verarbeiten. Ob diese doppelt oder mehrfach begabten „Geister“ deshalb gleich als „Universalgenies“ zu bezeichnen sind wie Leonardo da Vinci, möchte ich bezweifeln. Vielmehr nahmen und nehmen sie sich die Freiheit und verschiedene Mittel zum Zweck, ihre Befindlichkeiten über die Welt einzufangen um sie in (Kunst-)Werken als Bruchstücke einer verkörperten und reflektierten Welterfahrung festzuhalten. Das Werk wird „wahrgenommen“, was im wahrsten Sinn des Wortes meint, es für „wahr nehmen“. Denn klar ist doch: die Realität ist nicht darstellbar!

Wenn also Michael Lösel beim Schankwirt KATER MURR unter den Augen der Zuschauer/innen seine gezeichneten Bilder an die Wände nagelt, dabei eigene Texte rezitieren lässt und musiziert, dann bedient er die Sinne der Gäste auf allen Ebenen wie es 1952 die Künstler im Black Mountain College mit ihrer ersten Performance Theatre Piece No.1 taten.

Er konfrontiert die Besucher mit den Facetten seiner ureigenen Weltwahrnehmung in Bild, Wort und Klang. Im Hin und Her eines freien Spiels fordert er vom Betrachter geistige Tätigkeit ein und lässt die Zuschauer im Spannungsfeld von Vergangenheit und Gegenwart ihre eigene Wahrnehmung formen – denn Mnemosyne, die Muse des Gedächtnisses ist auch die Muse der geistigen Freiheit. Das Kunstwerk ist also nicht nur jenes, das dann an der Wand hängt, sondern der ganze Akt der Performance – das haben Dadaisten, Fluxus-Künstler/innen und nicht zuletzt Joseph Beuys durch die Entgrenzung der Künste vorbereitet.

Man darf also gespannt sein. Denn bei der Performance handelt es sich nach genauer Definition um ein Werk mit offenem Ausgang unter Mitwirkung des Publikums, das zum Mitspieler und -schöpfer des Werks wird.
Sind wir darauf vorbereitet? Raus aus dem „dunklen Zuschauerraum der passiven Bequemlichkeit“ in das „Rampenlicht der aktiven Mitgestaltung“ – vom sich Verhaltenden zum Handelnden?!
Sicher ist: Bild- und Werkbegriff, unsere Wahrnehmung und Weltrealität an sich müssen danach neu gedacht werden.
Stellt sich noch die Frage: „was will uns der Künstler damit sagen?“
Ganz einfach: dass Kreativität nicht am Blattrand aufhört und dass das (künstlerische) Werk zu seiner Entfaltung handwerklich-technischer Fähigkeiten bedarf.

© Sabine Bazan


Aufführungen 2022 in Planung
...